Daniela Mühlethaler

Stv. Rektorin PH-Institut NMS Bern
Weit im Voraus hatte Daniela Mühlethaler angekündigt, mit 62 Jahren ihre Aufgaben in neue Hände abgeben zu wollen, um dann als Pensionierte Neues entdecken zu können. Zum Abschluss des Studienjahres 23/24 war es so weit, und wir mussten Daniela Mühlethaler nach 15-jähriger Tätigkeit an der NMS Bern verabschieden. Dies geschah, bedingt durch die Breite an Aufgaben, die Daniela am PH-Institut wahrgenommen hat, in mehreren Schritten.
Da war zunächst mal ihre Tätigkeit als Dozentin am PH-Institut mit Schwerpunkt «Ethik – Religionen – Gemeinschaft», die sich wie ein roter Faden von Beginn ihrer Tätigkeit im Jahr 2009 bis deren Abschluss in diesem Sommer durchgezogen hat. Der Schwerpunkt ihrer Aufgabe als Fachdidaktik-Dozentin lag darin, den Studierenden die fachdidaktischen Grundlagen für das Unterrichten des Fachs «Natur – Mensch – Gesellschaft» zu vermitteln und sie insbesondere darin zu unterstützen, die für den Teilbereich ERG nötigen Kompetenzen zu entwickeln.
Das war eine anspruchsvolle Aufgabe, weil Fragen nach dem Stellenwert sowie dem Zugang zu ethischen und religionspädagogischen Aspekten oft auch aus persönlichen Überzeugungen heraus angegangen werden. Als Dozentin ist es Daniela Mühlethaler in vorbildlicher Weise gelungen, den Studierenden die Verantwortung von Lehrpersonen für den ERG-Unterricht in einer weltanschaulich neutralen Volksschule aufzuzeigen und – wo vorhanden – eigene religiöse Überzeugungen als Ressource und Chance zu nutzen und da einzubringen, wo nach ihnen gefragt wird.
Mit diesem Hut als Fachperson für das ethisch-religiöse Lernen hat Daniela später auch Weiterbildungskurse für Primarlehrpersonen angeboten und zusammen mit einem Team von NMS-Dozierenden religionspädagogische Module in der Ausbildung des katechetischen Personals der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn übernommen.
Zurück zum Anfang: Bereits 2010, ein gutes Jahr nach ihrem Einstieg als Dozentin, hat Daniela Mühlethaler die Aufgabe als Studienleiterin für das Aufbaustudium übernommen. In dieser Funktion war sie erste Ansprechperson für die Studierenden ab dem 4. Semester, zuständig für Gesuche, komplexe Studienplanungen und die Beratung von Studierenden in herausfordernden Situationen.
Im Jahr 2017 hat Daniela Mühlethaler im Zuge der Neuorganisation der Leitung eine weitere grosse Aufgabe übernommen: Als Bereichsleiterin hat sie die fachliche und personelle Verantwortung für den Bereich «Erziehungs- und Sozialwissenschaften» übernommen. Damit war sie zuständig für die inhaltliche Gestaltung und Weiterentwicklung des Bereichs und gleichsam Personalverantwortliche für rund 15 Dozierende und wissenschaftliche Mitarbeitende. In dieser Aufgabe hat Daniela in umsichtiger Art mehrere Studienplanrevisionen mitverantwortet und mitgestaltet.
Auch 2017 wurde Daniela Mühlethaler Mitglied der neu gebildeten Geschäftsleitung und hat die Funktion als stellvertretende Institutsleiterin übernommen. Mit dem Schritt in die Eigenständigkeit des PH-Instituts mutierte Daniela zur stellvertretenden Rektorin. In dieser Funktion hat sie mich in all meinen Aufgaben nach besten Kräften unterstützt, entlastet und da vertreten, wo es die Situation erfordert hat.
Im Jahr 2020 erklärte sich Daniela bereit, eine weitere Aufgabe zu übernehmen: Sie trug von da an als Studiengangsleiterin die Gesamtverantwortung für den Studiengang und arbeitete am Aufbau eines eigenen Qualitätsentwicklungskonzepts mit. Sie war die Hauptverantwortliche für Studienplanrevisionen, für die Re-Anerkennung des Studiengangs durch die EDK oder für alle Fragen der Anrechnung von Studienleistungen der Studierenden.
Dass sie einst so viele Aufgaben übernehmen würde, hätte Daniela Mühlethaler nicht gedacht, als sie mit einem kleinen Pensum von 20% für den Bereich ERG ihre erste Aufgabe am IVP NMS übernahm. Dass es so gekommen ist, hängt jedoch mit all dem zusammen, was Daniela als Ressourcen und Erfahrungen in diese Aufgabe bereits mitbrachte:
Daniela hat 1983 am Seminar Thun das Lehrpatent für Primarschulen erworben und anschliessend während fast 20 Jahren an Primarschulen unterrichtet. Von 1984 bis 1987 unterrichtete sie in Zweisimmen an jahrgangsgemischten Klassen auf sämtlichen Stufen vom 1.-9. Schuljahr. Im kleinen Schulhaus von Faltschen im Kandertal war sie 1988 bis 2002 Lehrerin im 1.-4. Schuljahr. Sie wirkte als Praxislehrperson in der Ausbildung von Lehrpersonen mit und übernahm zuweilen Aufgaben der Schulleitung.
2002 wurde zum Jahr der Neuorientierung. Daniela erfüllte sich einen lange gehegten Wunsch und nahm an der Universität Bern das Studium in evangelischer Theologie auf. In Kombination mit den beiden Nebenfächern Pädagogik und Schulpädagogik wählte sie ein Studienprofil, das sie in idealer Weise auf ihre spätere Aufgabe vorbereiten sollte.
Auch während des Studiums blieb Daniela mit der schulischen Praxis verbunden: Sie unterrichtete weiterhin und wirkte in einem Autor*innen-Team des Schulverlags an der Entwicklung der beiden Lehrmittel «Kunterbunt» und «FrageZeichen» mit. Als Leiterin entsprechender Einführungskurse unterstützte sie die Lehrpersonen mit Materialien und Anregungen für das ethisch-religiöse Lernen.
Als Daniela Mühlethaler 2009 mit 47 Jahren ihre Lehrtätigkeit am IVP NMS begann, war sie also nicht Novizin, sondern bereits Expertin, reich an Berufs- und Lebenserfahrung, kombiniert mit einer wissenschaftlichen Ausbildung in ihrem Fachbereich. Vieles, was sie in ihren bisherigen beruflichen, familiären und auch ehrenamtlichen Aufgaben gelernt hatte, waren die idealen Voraussetzungen für ihr Wirken in der Ausbildung von Lehrpersonen an der NMS Bern. Und so erstaunt es nicht, dass der anfängliche Lehrauftrag von 20% alle paar Jahre mit neuen, verantwortungsvollen Aufgaben erweitert wurde.
Alle, die Daniela in den 42 Jahren ihres Wirkens für die Volksschulen oder während den 15 Jahren ihrer Tätigkeit an der NMS Bern kennen gelernt haben, wissen um ihre ausgesprochenen Stärken: Auf Daniela ist 100%-iger Verlass, sie ist eine Person des Vertrauens und der Integrität. Ihre weitherum geschätzte Empathie steht in Verbindung mit einer spürbaren Klarheit und Strukturiertheit. Es ist diese besondere Kombination, die Daniela gleichsam zu einer Vertrauens- als auch Respektperson hat werden lassen.
Die Studierenden haben Danielas Lehrveranstaltungen überaus geschätzt. Zwei Rückmeldungen aus der Lehrevaluation stehen exemplarisch dafür:
- «Die Bezüge zur Lebenswelt gefallen mir sehr! Ich freue mich jeweils sehr auf das Seminar. Die Dozentin ist immer gut vorbereitet.“
- „Der Umgang mit den Studierenden ist sehr wertschätzend und respektvoll. Dies schafft sogar virtuell (während des Fernunterrichts wegen Corona, Anm. des Autors) ein spürbar angenehmes Klima.“
Liebe Daniela, für die Verabschiedung vom Kollegium des PH-Instituts hast du ein Wort des jüdischen Philosophen Martin Buber gewählt: «Der Mensch wird am Du zum Ich.» Das Wesentliche des Lebens entscheidet sich an den Begegnungen, den Ich-Du-Begegnungen.
Von dir haben wir gelernt, ausgehend von einem christlichen Verständnis, jedem Menschen mit Respekt zu begegnen, seine Würde zu achten, sich gegen Benachteiligung zu wehren, Betroffene zu Beteiligten zu machen, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen – weil wir von allen etwas lernen dürfen.
Als Leitungsperson warst du uns ein Vorbild darin, Führung zu übernehmen, ohne dich in den Vordergrund zu drängen. In allem hast du die Übersicht behalten und – oft in stiller Art – die Fäden zusammengeführt.
Aus einem Führungsleitbild habe ich mir folgenden Auszug für dich ausgesucht: «Führen heisst, ein anvertrautes Amt auszufüllen – und die daraus erwachsenden Würden und Bürden zu tragen.» Das hast du gemacht, während 42 Jahren für die Volksschulen im Kanton Bern, während 15 Jahren für hunderte von Studierenden und Kolleginnen und Kollegen an der NMS Bern. Dafür danke ich dir im Namen all derer, ganz, ganz herzlich!
Prof. Dr. Martin Stadelmann
Rektor PH-Institut NMS Bern