Wir wollen es nicht verbergen: Die NMS kämpft mit Finanzierungslücken. Während dies beim PH-Institut mit dem Aufbau der Forschung zu tun hat, daher voraussehbar war und in der langfristigen Finanzplanung durch Rückstellungen kompensiert werden kann, hat die Unterfinanzierung der NMS Schulen strukturelle Ursachen, die insbesondere dann nicht einfach zu lösen sind, wenn die Lücken nicht nur durch Erhöhungen der Schulgelder gestopft werden sollen. Entsprechend haben sich im Berichtsjahr die strategischen und operativen Leitungsgremien darauf konzentriert, Massnahmen zu finden, die das Potential haben, unser Problem innerhalb weniger Jahre nachhaltig zu lösen. Dieses Massnahmenbündel kann mit drei Schlagworten zusammengefasst werden: Rentabilität, Attraktivität, Qualität. Diese drei Schlagworte spiegeln die Kultur der NMS Bern:  

Rentabilität: Rentabilität bedeutet, das nötige Geld zu erwirtschaften, um damit nicht nur den laufenden Betrieb, sondern durch Investitionen auch dessen Zukunft sicherstellen zu können.  

Als privatrechtlich organisierte, gemeinnützige und ideell ausgerichtete Bildungsinstitution begleiten Geldsorgen die NMS Bern quasi seit ihrem Bestehen, also seit über 170 Jahren. Letztlich waren Geldsorgen auch in der Vergangenheit immer wieder Auslöser für Weiterentwicklungen und Innovationen. Sie mussten helfen, das wirtschaftliche Überleben sicherzustellen. Das ist auch heute noch so.  

Der Jahresbericht und insbesondere der Abschluss 2023 mit dem Lagebericht spiegeln diese Zusammenhänge. 

Attraktivität: Die Bildungsangebote der NMS Bern müssen für alle Beteiligten – Lernende, Eltern und Lehrende – attraktiv sein. Ansonst wählt man diese Institution nicht – weder als Schule noch als Arbeitsplatz. 

Qualität: Qualität bedeutet nicht, überall besser zu sein,als andere. Das schaffen wir an der NMS Bern ebenso wenig wie alle anderen Bildungsinstitutionen. Es bedeutet aber, in ausgewählten Bereichen den Willen aufzubringen, mit Knowhow, geeigneten Strukturen, unterstützenden Prozessen sowie mit der nötigen Hartnäckigkeit und dem nötigen Durchhaltevermögen im Alltag immer wieder Standards zu erreichen, die in der professionellen Gemeinschaft vereinbart wurden. 

Wir haben den Anspruch, in zwei Bereichen besser zu sein als andere Bildungsinstitutionen: in der Begleitung von Lernenden und im Individualisieren von Lernprozessen. 

Die Entwicklungsprojekte, die in den Jahresberichten der NMS Schulen und des PH-Instituts erwähnt werden, müssen die drei Ansprüche – Rentabilität, Attraktivität und Qualität – auf überzeugende Weise zusammenbringen. Das ist keine einfache Aufgabe. 

Das Gesagte verdeutlicht, dass auch Bildungsinstitutionen moderne Managementanforderungen erfüllen müssen. Leistungsvereinbarungen mit dem Kanton, rechtliche Bestimmungen und Auflagen, Sicherheitsanforderungen und Standards von Dienstleistungsbereichen (beispielsweise des Finanzwesens oder der IT) fordern dies. Und doch ist die NMS Bern in erster Linie eine Bildungsinstitution und als solche wollen wir nicht nur ein gutes Management sicherstellen. Daran erinnert uns unser Leitbild. Deshalb sei hier ein weiterer wichtiger Begriff genannt, der aus unserem Leitbild stammt: Die NMS Bern fühlt sich dem Humanismus verpflichtet. In seiner ursprünglichsten Bedeutung lässt er sich mit ‘Menschlichkeit’ übersetzen. Drei Aspekte sind damit verbunden: Im Zentrum des humanistischen Welt- und Menschenbildes steht die Würde des Menschen. Und deshalb setzt sich der Humanismus auch für ein Leben ohne Gewalt ein. Wichtig ist im Humanismus aber auch die Lust am Lernen aus Neugierde und Wissensdurst. Damit verbunden ist der Wunsch nach Weiterentwicklung und Entfaltung.  

Wenn Sie im vorliegenden Jahresbericht die einzelnen Beiträge in der Chronik studieren, wird deutlich, dass das Konzept des Humanismus, das vor Jahrhunderten den Ausweg aus dem Mittelalter gepfadet hat, als Leitidee noch immer topaktuell ist.  

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! 

Mit herzlichen Grüssen
Prof. Peter Heiniger 
Direktor 

 

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