Demokratie wagen

Die Idee, den «Tag der Demokratie» (jeweils am 15. September) für die Lernenden der gesamten NMS sichtbar und erlebbar zu machen, wurde in der Fachschaft Geschichte geboren. Die anfängliche Absicht, ein abteilungsübergreifendes Programm zu organisieren, erwies sich aber als zu komplex. Deshalb entschieden sich die Beteiligten, den «Tag der Demokratie» zwar an allen Abteilungen zum Anlass für ein Sonderprogramm zu nehmen, die Aktivitäten aber nicht abteilungsübergreifend anzugehen. Nachfolgend finden Sie einige Schlaglichter auf den «Tag der Demokratie» der Sekundarstufe I der Volksschule:

Am Anfang beschäftigten uns viele Fragen: Wie kann es gelingen, Schülerinnen und Schülern so abstrakte demokratische Werte wie Meinungsfreiheit, Gleichheit, Toleranz, Respekt vor andern und die Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit erfahrbar zu machen? Wie können die Jugendlichen für Anliegen wie Partizipation, kritisches Denken und Medienkompetenz gewonnen werden? Und wie kann ein Wissen über solch abstrakte Konzepte zu praktischen Erfahrungen führen?

Um es vorwegzunehmen: Es ist gelungen!
Und wie haben wir das geschafft? Hier die Stationen des von uns gewählten Wegs:

Im 1. Quartal des Schuljahres wurden in den beteiligten Sek I-Klassen (lehrplanbezogen) demokratische Prozesse und bedeutende Ereignisse ausgewählt und visuell oder darstellend sichtbar gemacht.

Die Power-Up 8 Klasse realisierte mit der Unterstützung der Lehrpersonen Schaukästen über die Französische Revolution. Die Texte dazu lieferte die 7. Sek.

Die 8. Sek bereitete unter der Leitung der Lehrpersonen acht Workshops zum Widerstand im 2. Weltkrieg vor.

Der Einführung des Frauenstimmrechts verschrieben sich die Lehrpersonen der Sexta und der 9. MSV-Klasse. Die Lernenden der Sexta gestalteten Plakate zum Frauenstimmrecht und die 9. MSV-Klasse bereitete auf der Grundlage des Filmes «Die göttliche Ordnung» eine Podiumsdiskussion vor, welche sie schliesslich für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler inszenierten. Es war beeindruckend, zu erleben, wie gut sie sich in die Zeit der 1970er-Jahre und in die unterschiedlichen Rollen der Teilnehmenden hineinzuversetzen vermochten.

 

Der 15. September – der «Tag der Demokratie» – begann ...

  • … für alle Beteiligten mit der Vorführung des Films «Die göttliche Ordnung». Danach konnten die Lernenden die verschiedenen von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern vorbereiteten Angebote im Wechsel besuchen.
  • Der besondere Tag endete auf dem Pausenhof im Aarhof mit dem gemeinsamen Singen des Liedes «Bella Ciao». Im Musikunterricht hatten die Schüler*innen der Oberstufe dieses wohl bekannteste Lied des Widerstands gegen den Faschismus einstudiert. Mit einer Rede der Rektorin der VS fand der Anlass seinen feierlichen Abschluss.

 

Wir sind überzeugt, dass demokratische Werte die Grundlage für eine gerechte, freiheitliche und dynamische Gesellschaft bilden. Wir sind ebenso überzeugt, dass die Bewältigung der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mit demokratischen Mitteln erfolgen muss, um tragfähige Lösungen für kommende Generationen finden zu können. Und wir glauben, dass die dafür nötigen Werte alters- und entwicklungsgerecht bereits mit Kindern und Jugendlichen gelebt werden müssen.

Wir hoffen, mit dem Sonderprogramm zum «Tag der Demokratie» einen weiteren kleinen Beitrag dafür geleistet zu haben.

Monique Jeandupeux
Lehrperson Volksschule

Europas hautnah – und unter der Haut…

Die Lernenden der CLS-Klasse erleben im Ausbildungsverlauf vier Schwerpunktwochen. Das Konzept ist einfach: Im Unterricht werden die Grundlagen erarbeitet, während die Exkursionen ein Erleben und Erfahren ermöglichen sollen. Eine der vier Wochen ist der Geschichte Europas in der Zeit vom 2. Weltkrieg bis heute gewidmet. Im Berichtsjahr führte diese Reise nach Strassburg.

Konzentrationslager Natzweiler-Struthof 

Gleich zu Beginn der Exkursionswoche besuchte die Klasse das etwa 30 km westlich von Strassburg gelegene Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Zwischen 1941 und 1945 ermordete das NS-Regime hier 22'000 Menschen. 

Das garstige Wetter mit nassem Schneefall liess die Gedenkstätte genauso kalt, abweisend und trostlos erscheinen, wie sie sich die Lernenden nach den Lektüren im Geschichtsunterricht in ihren Köpfen ausgemalt hatten. Doppelte Zäune, trostlose Baracken, harte und enge Pritschen, dürftige Kleidung, Schlagstöcke, Alltagsgegenstände, Fotos und andere Zeugnisse erzeugten eine andere Wirkung, als die Bilder in den Schulbüchern es tun. Ein Sich-Entziehen ist hier nicht möglich. Tiefe Betroffenheit breitete sich aus.

Weihnachtsmarkt in Strassburg 

Ein scharfer Kontrast bildete das Abendprogramm: Wohin man ging, wohin man blickte: La capitale de Noël betörte mit Weihnachtsschmuck, weihnächtlichen Klängen und Lichterglanz. Festtagsstimmung lag über der Stadt. Überall roch es nach elsässischen Spezialitäten: Spätzle, Curry Wurst, Flammkuchen, Nougat, Waffeln, Schokolademandeln und vieles mehr. Auf den Streifzügen durch diese Sonntagswelt kehrte das Lachen allmählich zurück.

Parlement Européen 

Simone Veil, selbst eine Überlebende des Holocaust, war vor gut 50 Jahren die erst Präsidentin des Parlement Européen. Ihr Engagement für die Rechte der Frauen und für ein geeintes Europa war geprägt von ihren Erfahrungen während des Krieges.

Im riesigen Hemicycle, wie der Plenarsaal des Europa-Parlamentes in Strassburg genannt wird, kann man den Geist der Demokratie spüren, welcher während der Sessionstage von den über 700 Abgeordneten aus 27 Ländern ausgeht. Gemeinsam engagieren sie sich dafür, dass fast 800 Millionen Menschen in Europa frei, sicher und nachhaltig in einem gemeinsam geschaffenen Wirtschaftsraum leben und arbeiten können.  

Sven Hiltbrand
Lehrperson Volksschule

oui non | si no | yes no

Im Rahmen des Faches Bildnerisches Gestalten durfte die 4. Klasse einen speziellen Tag im Kunstmuseum Bern erleben, wo damals gerade das faszinierende Lebenswerk von Markus Raetz, einem Berner Künstler, gezeigt wurde. Das Motto der Ausstellung: oui non | si no | yes no.

Das Ziel war es, die Kinder die Leichtigkeit, die Freude und den Schalk in Werken von Markus Raetz finden zu lassen und sie damit zu inspirieren.

In der Ausstellung bewegten wir uns viel, wir suchten, liessen uns überraschen, staunten und lachten oft. Im Anschluss an den Entdeckungsrundgang durch die Ausstellung konnten die Schülerinnen und Schüler ihrer Kreativität im Atelier des Kunstmuseums freien Lauf lassen und auf spielerische Weise ein «Markus-Raetz-Kunstwerk» gestalten. Auf diese Weise durften die Kinder Kunst mit allen Sinnen erleben – eine schöne und hoffentlich prägende Erfahrung!

Antonia Ludvigson
Lehrperson Volksschule

Origami-Zauber an der NMS Bern

«Louis, du musst unbedingt Kunstlehrer werden an der NMS!»
«Louis, wann kommst du wieder, du bist der Origami-Weltmeister!»
«Louis, kommst du mit uns auf einen Ausflug?»

Die Begeisterung der Erst- und Zweitklässler*innen für Louis Gfeller und den Origami-Zauber, den er versprühte, war gross!

Wie kam es zu dieser Begegnung? Die Initiative ging von Louis aus. Er absolvierte im Berichtsjahr die Abschlussklasse des Gymnasiums NMS (Prima / GYM4). Gegen Ende des gymnasialen Ausbildungsgangs musste er eine Maturaarbeit verfassen. In diesem Kontext vertiefte er sich in die japanische Tradition des Origami.
Eine Maturaarbeit muss präsentiert werden. Louis hatte die Idee, für die Präsentation seiner Arbeit eine Primarschulklasse als (interaktives) Publikum zu wählen. So klopfte er bei den Primarlehrpersonen der Volksschule NMS an.

Die Präsentation einer Maturarbeit in einer 1./2. Klasse? Geht das?
«Eine wunderbare Idee!» dachte ich! Und zusammen entwickelten wir eine kleine Origami-Unterrichtseinheit für die 1./2. Klasse.

Louis erzählte den Kindern von der jahrhundertealten Kunst des Origamifaltens, die ihn seit der 9. Klasse fasziniert. Damals besuchte er an der NMS die Maturitätsschulvorbereitungsklasse (MSV). Seine damalige Lehrerin, Frau Jeandupeux, hatte ihn dazu mit einem Unterrichtserlebnis inspiriert. Seither hat er schon fast 1000 Kraniche gefaltet. (Sie sind überall an der NMS zu finden: in Unterrichtsräumen, auf Fenstersimsen, auf Säulenvorsprüngen, in Grünpflanzen, auf Lampen, …)

«Geht ein Wunsch wirklich in Erfüllung, wenn man 1000 Kraniche faltet?», das war die Frage, die am brennendsten interessierte. «Ich würde mir wünschen, dass meine Nonna zurückkommt» und viele andere schöne und berührende Wünsche wurden in Worte gefasst. Die Kinder durften Louis Origami-Eigenkreationen bestaunen, die zum Falten benötigten Utensilien ausprobieren und unter Louis Anleitung selber Figuren mit seinem kostbaren Origamipapieren falten. Ein rundum gelungenes Unterrichtsevent!

Und jetzt ist die Frage geklärt: Die Präsentation einer Maturarbeit in einer 1./2. Klasse? Geht das? Ja, das geht!
Es war für alle ein sehr bereichernder und inspirierender Morgen. Danke, Louis!

Antonia Ludvigson
Lehrperson Volksschule

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