2250 Kilometer an einem Tag

Der Erlebnistag der FMS ist Tradition. Auf der Basis einer 3-Jahresplanung ändert das Konzept jedes Jahr, so dass die Lernenden während ihrer Ausbildungszeit an der NMS diesen Tag jeweils anderes erleben. Diesen Mai erfuhr der Erlebnistag in Murten eine Neuauflage. Er unterbricht den Schulalltag zu einem Zeitpunkt, da der Frühling nach Monaten der kurzen, kalten und oft garstigen Tage definitiv angekommen ist und ins Freie lockt. Der Erlebnistag ist aber auch eine bewusst eingelegte Verschnaufpause, bevor es in den Schuljahresendspurt mit den letzten Testwochen geht. Er stellt eine kleine Zäsur dar, bei der das Erleben von Gemeinschaft und die Freude an der Bewegung im Zentrum steht.

Den Jugendlichen stand ein vielfältiges Angebot zur Auswahl, bei dem man sich entweder sportlich verausgaben oder eher spielend einbringen konnte. Von Angeboten auf dem Wasser, die einen Hauch von Abenteuer versprachen, bis zu Gruppenspielen im Sand war für jede und jeden etwas dabei! Sogar das in diesem Jahr etwas unsichere Wetter, das zwischen Sonnenschein, Wolken und ein paar Regentropfen schwankte, vermochte die allseits gute Laune nicht zu trüben und der Tag wurde zu dem, was er sein wollte: ein Erlebnistag mit viel Spass, der den Teamgeist gefördert hat und ohne Unfälle abgeschlossen werden konnte.

Und weil man echtes Glück nur dann empfindet, wenn man die eigene Komfortzone verlassen und sich über die eigenen bisherigen Grenzen hinausgewagt hat, haben wir auch gerechnet: Die vier beteiligten Klassen legten am Erlebnistag zusammen die beeindruckende Strecke von über 2250 Kilometern zurück. Auf der Strasse entspricht das etwa der Distanz von Bern nach Athen! Eine Leistung, die sich sehen lassen kann, nicht wahr? Und eine Leistung, an der sich der nächste Erlebnistag wird messen dürfen.

Mathias Bigler
Lehrperson Fachmittelschule

Mehrschichtige Bildungstorte mit Sahnehäubchen und Kirsche

Die Selbständige Arbeit (SA) ist quasi die Maturaarbeit der FMS. Der Prozess startet für die FMS2-Klassen jeweils im April und genau ein Jahr später findet er mit der öffentlichen Präsentation der fertigen Arbeiten seinen Abschluss. Die Termine sind so gelegt, dass der Jahrgang, der in den SA-Prozess einsteigt, den Präsentationen des vorausgehenden Jahrgangs beiwohnen kann und so eine Idee davon gewinnt, was im kommenden Jahr in Bezug auf die SA zu leisten sein wird.

Die Präsentationen liegen in der SA-Einführungswoche des Startjahrgangs (FMS2). In dieser Einführungswoche wird zuerst die Frage geklärt, warum eine SA verfasst werden muss und worin der Wert dieses Ausbildungsteils besteht, nämlich in einer ersten Vorbereitung auf Seminar- oder Projektarbeiten an einer Fachhochschule. Die Lernenden erhalten einen Überblick über den anstehenden Prozess mit seinen Meilensteinen. Dann beginnt die eigentliche Arbeit mit einer Auseinandersetzung mit möglichen SA-Themen. (In diese Phase fallen die Präsentationen des Abschlussjahrgangs (FMS3). So können sie auch als Inspirationsquelle nützlich sein.)

Im Verlauf der Einführungswoche müssen die FMS2-Lernenden eine grobe Projektskizze mit ersten Ideen für eine zu untersuchende Fragestellung entwickeln. Danach haben sie zwei Vorprojekte zu formulieren, mit denen sie aufzeigen, wie sie die gewählte Fragestellung angehen und klären möchten. Verbunden mit der Planung des Vorgehens müssen sie überlegen, welches sinnvolle Produkt im Verlauf der Arbeit entstehen könnte. All dies – Projektskizze mit Fragestellung, Vorprojekte und Produktvorstellung – müssen sie im Verlauf der Startwoche mit ihrer betreuenden Lehrperson besprechen. Das Feedback, das sie darauf erhalten, soll helfen, dass die SA in Bezug auf Umfang und Komplexität ein realistisches Projekt bleibt, welches dank guter Planung gelingt und persönlich als Erfolg wahrgenommen wird: Wir wünschen uns, dass die Lernenden ein Jahr später ihre SA mit Freude und Stolz präsentieren und dabei anderen Menschen zeigen können, was sie geschaffen oder herausgefunden haben – quasi als Sahnehäubchen eines langen Prozesses, der erfahrungsgemäss für viele Lernende kein Spaziergang ist.

Auf das Sahnehäubchen gehört noch eine Kirsche: Die Ausstellung der fertigen SA.

Selbstständige Arbeiten beschäftigen sich oft mit recht abstrakten Sachverhalten. Wie lässt sich das bearbeitete Thema auf der begrenzten Fläche eines Plakats oder eines kleinen Tisches darstellen? Wie gewinnt man die Aufmerksamkeit der Ausstellungsbesuchenden, so dass sie vor dem eigenen „SA-Schaufenster“ stehen bleiben, etwas genauer hinschauen und sich zu interessieren beginnen? In einer Zeit, in der Wissen fast unbeschränkt und daher im Überfluss zugänglich ist und in der Medien permanent und konkurrierend um die Aufmerksamkeit eines Publikums buhlen, ist die Fähigkeit zentral, etwas so darstellen zu können, dass es im Informationsstrom jene Aufmerksamkeitssekunde ergattert, die nötig ist, um einen Funken springen zu lassen. Wie das gelungen ist? Schauen Sie sich die Bilder und das Video an!

Oliver Aeppli
Rektor Fachmittelschule

Zumutung trifft auf Zutrauen: Fremdsprachentag der FMS1

Lernen beinhaltet manchmal eine Portion Zumutung. Und daraus kann sich Wunderbares entwickeln:

Im Rahmen des Französischunterrichts muten wir jedes Jahr den FMS1-Lernenden zu, sich auf den Besuch von zwei Primarklassen aus Morges (VD) vorzubereiten. Die achtjährigen Schülerinnen und Schüler dieser Klassen sprechen französisch. Ausweichen auf eine andere Sprache funktioniert nicht. Schweigen ist auch keine Option.

Zur Vorbereitung haben alle Beteiligten – Primarschüler*innen und FMS-Lernende – das Kinderbuch „Die Geschichte von Maëlys“ gelesen. Es ist eine Detektivgeschichte, die in Bern spielt und dabei verschiedene ihrer Sehenswürdigkeiten in den Handlungsverlauf einbindet: das Bundeshaus, den Zytgloggen-Turm, den Bärengraben, den Tierpark Dählhölzli. Diese Orte wollten die Waadtländer Besucher*innen mit eigenen Augen sehen. Dazu reisten sie am 6. Mai 2024 (leider bei garstigem Wetter) in die Bundeshauptstadt und trafen am Bahnhof die FMS-Lernenden, die die jungen Gäste als Tourguides in kleinen Grüppchen (und so lange es ging unter Berns Arkaden) von Schauplatz zu Schauplatz führten, wo Maëlys Abenteuer nacherlebt wurden.

Wen wundert es: Besonders die (offensichtlich wetterfesten) Bären fesselten die Aufmerksamkeit der jungen Gäste. Und besonders intensiv wurde der Austausch zwischen den Altersgruppen im Tierpark.

Was im Vorfeld und zu Beginn dieses Besuchstages von den FMS1-Lernenden noch als grosse Herausforderung wahrgenommen wurde, relativierte sich im Verlauf des Tages stark: Die Kinder brauchten zum Verstehen und zum Geniessen ihres Ausflugs kein perfektes Französisch. Unkompliziert unterstützten sie beim Finden der richtigen Wörter und ab und zu halfen Hand und Fuss beim interkulturellen Austausch. Et voilá! Geht doch!

Nadine Peronnon
Lehrperson Fachmittelschule

Die Kehr(icht)seite unseres Lebens

Mit wie vielen Sachthemen werden Lernende im Ausbildungsverlauf konfrontiert? Wie viele davon hinterlassen Spuren im eigenen Verhalten?

Erlebnisse führen zu einer intensiveren Auseinandersetzung. Deshalb sind uns Exkursionen wichtig. An ausgewählten Beispielen wollen wir unseren Lernenden zeigen, was jede und jeder weiss und doch nicht kennt. Wir wollen dabei Begegnungen ermöglichen, welche alle Sinne beanspruchen, die Emotionen wecken, zum Nachdenken anregen und letztendlich hoffentlich aus Einsicht das persönliche Handeln beeinflussen.

Unser Abfall
So besuchte eine unserer FMS2-Klassen, die F25b, am 6. Mai 2024 die Energiezentrale Forsthaus Bern. Dabei wurde uns vor Augen geführt, wie aus Abfällen Energie in Form von elektrischem Strom und Wärme gewonnen wird. Der Strom wird ins Stromnetz eingespeist und die Wärme gelangt ins Fernwärmenetz der Stadt Bern.
Energie ist eine begrenzte und teure Ressource, die entsprechend wertvoll ist und bewusst eingesetzt werden sollte. Brennbarer Abfall kann einen Teil dieser Energie liefern. Zuvor wird der Müll, der in der Energiezentrale angeliefert wird, auf ein Minimum reduziert, indem verschiedene wiederverwertbare Stoffe zurückgewonnen werden. Dennoch muss ein erheblicher Teil, der weder zur Weiterverwertung noch zum Verbrennen geeignet ist, deponiert und damit den kommenden Generationen überlassen werden.
Uns Verbraucherinnen und Verbrauchern ermöglicht dieses Wissen verantwortungsvoller zu konsumieren und zu entsorgen.

Die Exkursion bot übrigens ein buchstäbliches Highlight: Vom höchsten Punkt der Energiezentrale  erhielten wir trotz regnerischem Wetter einen beeindruckenden Ausblick über die Stadt. Bei schönem Wetter lässt sich hier im Osten und Süden ein prächtiges Panorama von Alpengipfel und im Nordwesten von Jurahöhen geniessen.

Unser Abwasser
Eine weitere FMS2-Klasse, die F25a, besuchte am gleichen Tag die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Bern und setzte sich dabei mit einer anderen Art von Zivilisationsabfällen auseinander.

In der Schweiz wird die Abwasserreinigung auf einem hohen Niveau betrieben: Etwa 800 Kläranlagen und 40'000 bis 50'000 km Kanalisationsleitungen wurden dafür gebaut. Alleine die ARA Bern reinigt täglich 60 bis 250 Millionen Liter Abwasser von rund 225'000 Einwohnerinnen und Einwohnern und von Industrie- und Gewerbebetrieben in der Region.
Dies hat die Qualität unserer Gewässer wieder deutlich verbessert. Aber neue Herausforderungen machen eine Aufrüstung mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe nötig: Mikroverunreinigungen wie beispielsweise kleinste Kunststoffpartikel aus Körperpflegeprodukten, Flüssigwaschmitteln oder Abrieb von Textilien oder chemische Verbindungen aus Arzneimitteln werden mit den aktuellen drei Klärstufen nicht ausreichend entfernt.

Die beiden Exkursionen zeichnen ein ambivalentes Bild: Unsere Gesellschaft investiert und leistet viel, um Wertstoffe aus Abfällen zurückzugewinnen und den Rest als Energiequelle zu nutzen oder um verunreinigtes Wasser wieder zu klären. Das gelingt aber nicht restlos. Es bleibt ein Teil, den wir der Umwelt und unserer Nachwelt zumuten. Daher lautet die Devise: Je weniger Abfälle und Abwasser wir produzieren, desto besser. Wir hoffen, dass der Blick hinter die Kulissen diese Erkenntnis im Alltag immer wieder ins Bewusstsein ruft.

Matthias Ritter
Lehrperson Fachmittelschule

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