Abschlussfeier Gymnasium

Was gibt es Schöneres als das Feiern eines Erfolges? Einmal mehr haben wir diese Feststellung in die Tat umgesetzt. Die Freude und Erleichterung bei unseren Maturandinnen und Maturanden war mit den Händen zu fassen – entsprechend war die Stimmung im Saal und beim anschliessenden Apero!

«Someone becomes valuable when he goes where no one has gone before, gets lost, and then finds his way out by himself” Dieses Zitat von Larry Leifer, einem emeritierten Stanford-Professor für Design Thinking stellte die Rektorin in den Mittelpunkt Ihrer Wünsche an die Maturandinnen und Maturanden: Der Mut, diesen Weg zu gehen, zu akzeptieren, dass man sich verlaufen kann, der Wille, den Weg wieder zu finden oder ihn neu zu definieren, verbunden mit der Bereitschaft, sich etablierten Denkmustern zu entziehen und die eigene Komfortzone zu verlassen.

Der Alumni Andrea Stärkle nahm den Gedankenfaden auf und zeigte aufgrund seiner eigenen Erfahrungen, wie wichtig es ist, seinen Weg zu definieren und mit Mut, aber auch mit Zuversicht sein Leben zu gestalten. Seine Bezüge zu seiner eigenen ‘Gymerzeit’ waren erfrischend ehrlich und authentisch und zogen die jungen Zuhörer:innen in seinen Bann.

Zur diesjährigen Maturfeier gehörte natürlich auch Musik! Musik von und für Schülerinnen und Schüler. Das entspricht unserer Idee von Schule: Wir wollen nicht nur den jungen Menschen Wissen vermitteln, sondern ihre Sinne schärfen und ihre Begabungen und Interessen fördern. Unserer Band gebührt unser Respekt: Die Stimme unserer Sängerin begeisterte das Publikum und die Musiker unterstützten die wunderbare Stimme präzis und konzentriert. Besonders schön war, dass auch drei Maturand:innen das Publikum in die Welt der Musik entführte.

Vera Ninck
Rektorin Gymnasium

Festansprache durch Herrn Andrea Stärkle

Liebe Maturandinnen und Maturanden,
Liebe Eltern und Familienmitglieder,
Liebe Lehrpersonen der NMS Bern

Ich freue mich sehr, heute hier zu sein und diesen wundervollen Abend mit Ihnen verbringen zu dürfen. Es bedeutet mir persönlich sehr viel, als ehemaliger Gymnasiast der NMS Bern hierhin zurückzukehren und diesen einzigartigen Moment mit Ihnen feiern zu können. Wie Ihnen so hat auch mir das Gymnasium der NMS Bern viel beigebracht und ermöglicht.

Die Lehrpersonen, welche Sie über viele Jahre unterstützt, begleitet und gefordert haben und nun voller Stolz im Publikum sitzen, haben auch mich unterstützt, begleitet und gefordert. Uns allen haben Sie sehr viel mehr auf unseren Weg mitgegeben als französische, deutsche oder englische Redewendungen, physikalische Gesetze, chemische Reaktionen, geografische Gegebenheiten oder Vektorenrechnungen. Sie haben Sie, liebe Maturandinnen und Maturanden, sehr gut auf Ihre Zukunft vorbereitet und Sie gefordert und geformt, sodass Sie das Beste aus sich herausholen können. Deshalb gehört diese Feier auch dem gesamten Personal der NMS Bern.

Als ich die Einladung für den heutigen Abend studiert habe, wurde mir unmissverständlich vor Augen geführt, wie alt ich geworden bin. Es ist nämlich genau neun Jahre her, als ich an einem Ihrer Plätze sass.

Ich war unendlich stolz und fröhlich und konnte es kaum erwarten, dass die Rede, die nun von mir gehalten wird, endlich vorüber sein wird, ich mein Maturitätszeugnis erhalten werde und mit meinen Kameraden, Eltern und meiner Familie feiern und anstossen kann.

Nun stehe ich hier, und halte Sie, zumindest für den Moment, von diesem Vorhaben ab.

Ich gestehe Ihnen, dass ich sehr aufgeregt bin. Ich bin es mir gar nicht gewohnt, vor so einem Publikum zu sprechen. Dementsprechend haben mich über die vergangenen Monate immer wieder dieselben Fragen beschäftigt:

Was soll ich Ihnen erzählen? Was würdigt ihre Leistungen? Nach vielen Stunden des Überlegens und zahlreichen Reden, welche ich mir angeschaut habe, fiel mein Entscheid fest:

Ich erzähle Ihnen über etwas, dass wir alle in diesem Saal Gemeinsam haben. Dazu komme ich jedoch erst etwas später.

Über die vergangenen vier Jahre haben Sie alle ausserordentliches geleistet. Nicht nur schulisch. Mit dem Ausbruch der globalen Covid-19 Pandemie im Frühjahr 2020 wurde das Leben aller hier Anwesenden auf den Kopf und vor eine bisher unbekannte Herausforderung gestellt.

Besonders für Sie, liebe Maturandinnen und Maturanden, veränderte sich der Alltag komplett. Zuvor alltägliche und selbstverständliche Dinge wie Freunde zu treffen, den persönlichen sozialen Austausch in den Pausen und sicherlich zu einem grossen Teil auch während den Schulstunden, ein Besuch im Kino, gemeinsames feiern, das Teilen gemeinsamer Freuden und Leiden, die sowohl das Schul- als auch das Privatleben noch schöner oder an gewissen Tagen erträglich machten – all dies war plötzlich verschwunden und nicht mehr möglich. Der Unterricht fand digital statt, persönlich getroffen hat man sich kaum noch.

Für Sie, liebe Maturandinnen und Maturanden, war dies eine unglaublich schwierige Zeit. Auch für Ihre Eltern, Ihr gesamtes Umfeld und die Lehrpersonen der NMS Bern war diese Situation neu, herausfordernd und kräftezehrend.

Trotz dieser grossen Herausforderung sind Sie nun hier. Dazu gratuliere ich Ihnen.

Die globale Pandemie war sicherlich nicht die einzige Herausforderung, die Sie in den vergangenen vier Jahren erleben und meistern mussten. Das Leben ist voll von schönen, aber auch voll von ungeplanten und schmerzhaften Momenten, welche Sie aus der Bahn werfen werden.

Eine Beziehung, die in die Brüche geht, Freundschaften, die auseinandergehen, Menschen, die diese Welt verlassen, eine vermasselte Prüfung, Mobbing oder auch anspruchsvolle Situationen innerhalb der Familie. Sie alle sitzen trotz solcher Momente, welche Sie heruntergezogen, traurig und vielleicht auch hoffnungslos gemacht haben, nun hier in diesem Saal.

All diese Herausforderungen haben Sie an Ihre Grenzen gebracht. Aber Sie haben nicht aufgegeben und sind vorwärts marschiert.

Die eidgenössische Matur bestanden zu haben, ein Maturitätszeugnis in der Hand zu halten – dass ist etwas Grossartiges. Sie alle haben sich diesen Ausweis erarbeitet und dürfen sehr stolz auf Sich und Ihre Leistungen sein. Sie haben eine der anspruchsvollsten Grundausbildungen abgeschlossen und nun stehen Ihnen alle Türen offen. Damit Sie so weit gekommen sind hat es viel Durchhaltevermögen, Fleiss, Motivation und auch Ehrgeiz gebraucht.

Hierzu eine gute Nachricht. Solche Glücksmomente oder Glücksgefühle, wie dieses, welches Sie in diesem Moment oder vor dem Waisenhausplatz, als sie auf die Resultate gewartet hatten erlebten, werden Sie noch ganz viele erleben. Sei dies an einer Universität, an einer Fachhochschule, im Berufsleben, im Sport, in Ihrer persönlichen Entwicklung oder auch innerhalb der Familie: Solche Momente können und werden immer wieder Wirklichkeit werden.

Sie alle haben jedoch etwas gemeinsam. Sie kommen nicht um sonst.

Auf dem Weg zu diesem Maturitätszeugnis haben Sie alle viele Erfolgsmomente und Momente des Triumphs erlebt, jedoch auch Momente der Niederlage, des Scheiterns, unüberwindbar scheinende Hürden und Herausforderungen, in welchen Sie einfach nicht mehr weiterwussten.

Das Resultat dieses Weges lässt sich jedoch sehen. Sie haben die gymnasiale Matur bestanden und damit etwas erreicht, was nicht viele auf diesem Weg erreichen. Hierzu etwas Statistik: Die gymnasiale Maturitätsquote lag im Jahr 2019 bei 22%, also lediglich etwas mehr als ein Fünftel der gleichaltrigen Referenzbevölkerung hat bis zum 25 Lebensjahr das gymnasiale Maturitätszeugnis erworben.

Sie alle haben dies erreicht, weil Sie Ihren Träumen nachgegangen sind. Hierzu eine weitere Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf ihrem weiteren Lebensweg, auf dem Weg in Richtung ihrer Träume, auf dem Weg mit dem Ziel, ausserordentliches zu erreichen, scheitern werden, liegt bei 100%.

Lassen Sie mich Ihnen versichern: Sie werden sich blamieren, sie werden scheitern und sie werden sich schämen. Ich selbst habe dies bereits einige Male erlebt.

Auch wenn dies im Moment nicht allzu motivierend klingen und für eine feierliche Rede unpassend erscheinen mag, lassen Sie mich Ihnen hierzu etwas auf den Weg mitgeben:

  • Elvis Presley wurde von der Grand Ole Opry, einer der damals angesagtesten Radioshows für Country-Musiker, entlassen. Dies mit den Worten, er solle zu seinem bisherigen Job als Lastwagenfahrer zurückkehren. Heute nennt man ihn König des Rock n’Rolls. Zusammen mit den Beatles, Elton John und Michael Jackson gehört er zu den berühmtesten und erfolgreichsten Musikern der Weltgeschichte.
  • Walt Disney – ein amerikanischer Trickfilmzeichner und Filmproduzent, der Erfinder von Micky Maus oder Donald Duck wurde in seiner frühen Laufbahn beim Kansas City Star Newspaper, einer lokalen Zeitung, entlassen. Der Grund: Er sei nicht kreativ genug für diesen Job. Im Laufe seiner Karriere gewann er 22 Oscars, so viele wie niemand sonst.
  • Sir James Dyson – bekannt für seine einzigartigen und hochwertigen Staubsauger, entwarf und produzierte 5'126 fehlerhafte und missglückte Prototypen, bevor er den ersten funktionstüchtigen Staubsauger entwickelt hat.

Diese Liste ist sehr lang und prominent. Henry Ford, Albert Einstein, Thomas Edinson, Michael Jordan – sie alle haben unzählige Misserfolge erlebt. Heute erinnert man sich ihrer grossartigen Taten.

Jede und jeder hier im Raum hat bewiesen, dass sie oder er gewinnen kann. Jede und jeder hier im Raum hat das Wissen und die Ausbildung, um ausserordentliches zu erreichen. Doch haben Sie auch die Kraft und den Mut, um zu scheitern und es danach wieder und wieder und wieder zu versuchen?

Thomas Jefferson, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten und der hauptsächliche Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung sagte dazu passend:

«If you want something you've never had, you must be willing to do something you've never done.»

Wagen Sie jeden Schritt, versuchen Sie, was Sie noch nie versucht haben, gehen Sie die Extrameile und am wichtigsten, fürchten Sie sich vor keinem Fehler. Trauen Sie sich, Fehler zu machen.

Selbst mit meiner eher überschaubaren Berufs- und Lebenserfahrung kann ich Ihnen mit gutem Gewissen sagen: Mit jedem Fehler lernen Sie. Sie lernen deutlich mehr als bei einem Erfolgserlebnis.

Fehler zeigen Ihnen auf, was Sie beim nächsten Versuch besser beachten müssen. Sie zeigen auf, wo Ihre Schwächen liegen, wo Sie vielleicht auch Hilfe brauchen können oder wo Sie ein oder zwei Schritte in eine andere Richtung gehen müssen, bevor Sie ihr Ziel erreichen.

Ich sage bewusst, Schritte in eine andere Richtung, nicht Schritte zurück. Mit jedem Fehler starten Sie nicht von Null, Sie starten mit einer immer grösseren Erfahrung. Geben Sie sich auch Zeit, um aus ihren Fehlern zu lernen und geben Sie Sich nie mit weniger zufrieden als mit dem, was Sie für sich erträumen. Gehen Sie an ihr Limit.

Les Brown, ein amerikanischer Autor und Motivationsredner, hat hierzu eine Analogie. Diese lautet wie folgt:

“What dreams will die with you?”

Stellen Sie sich vor, Sie liegen in Ihrem Sterbebett und um Sie herum stehen verschiedene Geister. Es sind die Geister ihrer Ideen, die Geister ihrer Träume, die Geister Ihrer Fähigkeiten und die Geister Ihrer Talente. Diese Geister wurden Ihnen auf Ihren Lebensweg mitgegeben.

Aus irgendwelchen Gründen haben Sie einige Träume nie verwirklicht, verschiedene Ideen nie ausgearbeitet und einige ihrer Fähigkeiten nie unter Beweis gestellt. Aus irgendwelchen Gründen haben Sie das eine Bild nie gemalt, das bestimmte Buch nie geschrieben oder Ihre Führungsfähigkeiten nie gezeigt.

Jetzt stehen diese Geister mit traurigen und enttäuschten Gesichtern an Ihrem Sterbebett und sagen:

«Wir sind zu Dir gekommen und waren immer in Dir. Du hättest uns nur zum Leben erwecken müssen. Jetzt müssen wir mit Dir gehen, für immer.»

Im Jahr 2007, startete ich einen Teilzeitjob als Verkäufer in einem Geschäft für Möbel und Unterhaltungselektronik.

Im Erdgeschoss war die Verkaufsfläche und im Obergeschoss war die Büro- und Chefetage. Im Treppenhaus, welches in die Chefetage führte, hing ein Bild mit einer Karikatur und einem Schriftzug.

An die Karikatur kann ich mich leider nicht mehr erinnern, an den Text jedoch schon. Dieser stammt vom deutsch-schweizerischen Schriftsteller Herman Hesse und lautet:

«Man muss das unmögliche versuchen, um das mögliche zu erreichen.»

Liebe Maturandinnen und Maturanden, bitte versuchen Sie das unmögliche. Sie alle sind in der Lage, ausserordentliches zu erreichen. Sie alle haben einzigartige und wertvolle Talente. Zeigen Sie der Welt Ihre Talente und zeigen Sie, was Sie können. Geben Sie nie auf und kämpfen Sie für Ihre Träume. Erwecken Sie all Ihre Geister und lassen Sie keinen mit Ihnen sterben. Gehen Sie Ihren Weg. Die Welt braucht Sie.

Jetzt wünsche ich Ihnen eine wundervolle Feier, schöne Sommerferien und für Ihre Zukunft nur das Beste.

Andrea Stärkle
Associate bei Oaklins Switzerland und Absolvent des Gymnasiums NMS 2013

Preis für die beste Maturitätsleistung

Was heisst das, die beste Matur? Hier hat ein Mensch eine beachtliche Leistung vollbracht und viel und konzentriert gearbeitet. Für diesen jungen Menschen gehören die Begriffe Neugierde, Engagement und Beharrlichkeit zum Alltag. Wir gratulieren Franziska Spahn aus der Prima c von ganzem Herzen zu diesem schönen Erfolg!
Franziska Spahn und Sam-Saj Mathew erhalten zudem eine Einladung, sich um eine Aufnahme in die Schweizerische Studienstiftung zu bewerben, die sich zum Ziel gesetzt hat, ausgezeichnete Studierende zu fördern. 

Vera Ninck
Rektorin Gymnasium

Es ist Zeit, danke zu sagen: Schlusswort durch die Rektorin

Nun wird es Zeit zu feiern! Doch zuerst will ich danke sagen.

Ich danke Ihnen, liebe Maturandinnen und Maturanden, für die gute Zeit, die wir miteinander hatten. Ich werde die guten Begegnungen und Gespräche mit Ihnen vermissen!

Ich danke Ihnen, liebe Eltern, dass Sie uns Ihre Kinder anvertraut haben. Das ist nicht selbstverständlich! Ich danke Ihnen aber auch für alles, was Sie im bisherigen Leben Ihrer Kinder für sie gemacht haben, dass sie zu den Menschen wurden, die sie heute sind. Ich weiss, dass dies nicht immer einfach ist!

Ich danke euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, für euren unermüdlichen Einsatz für eure Schülerinnen und Schüler, sei es auf der fachlichen oder der menschlichen Ebene. Da steckt viel persönliches Engagement dahinter! Danke!

Ich danke Stefan Humbel für sein umsichtiges und äusserst zuverlässiges Amten als Prüfungsleiter und als Organisator des heutigen Abends! Sein Wirken würde erst richtig klar, wenn es dieses nicht gäbe!

Ich danke unserer Schülerband unter der Leitung von Stefan Andres und Joel Zeller für ihren tollen Einsatz.

Und schliesslich danke ich allen Menschen der NMS, die zum geregelten Tagesablauf im Hintergrund beitragen – so auch heute Abend - und nicht oder nur am Rande gesehen werden: Sekretariat, Buchhaltung, Informatik, Mediothek, Hausdienst, Direktion … Es ist eine Freude, mit euch zu arbeiten!

Ich wünsche Ihnen allen einen beglückenden Abend! Geniessen Sie Ihren Erfolg, aus welcher Perspektive auch immer!

 

Vera Ninck
Rektorin Gymnasium